Letzte Aktualisierung:
31.12.2014

Lehrte - wie kommt man dazu, sich mit dem Bahngeschehen an diesem Ort zu beschäftigen? Nun, zunächst einmal liegt Lehrte ziemlich dicht vor meiner Haustür und lädt aus diesem Grund einen Eisenbahnfreund geradezu ein, nach einem stressigen Arbeitstag wieder etwas Ruhe im Hobby zu finden. Und dann verbinde ich mit Lehrte ein paar Kindheitserinnerungen, die sich - aus welch unerfindlichen Gründen auch immer - nachhaltig in meine Erinnerung eingegraben haben.

In den ersten Jahren auf diesem Erdball bin ich in Helmstedt aufgewachsen. Mitte der 60er Jahre fand mein Vater eine neue berufliche Tätigkeit in Hannover, so dass letztlich ein Umzug in Haus stand. Vorher wurde aber mit der ganzen Familie die neue Wohnung inspiziert, d.h. wir fuhren von Helmstedt aus allesamt nach Hannover. Über die Fahrt von Helmstedt über Braunschweig kann ich mich kaum erinnern. Deutlicher ist Lehrte in Erinnerung geblieben, weil wir dort umsteigen mussten (es gab damals zumindest einen Zug, der von Braunschweig kommend nicht direkt bis Hannover durch ging!). Lehrte - das Auffälligste dort waren für mich diese zuvor noch nie gesehenen Leitungen direkt über den Gleisen. Und dann auch die Loks, die weder dampften noch dieselten, sondern so ein komisches Ding auf dem Dach hatten, das bis zu dieser Drahtleitung reichte. Sehr merkwürdig, das Ganze.... - das war meine erste Begegnung mit "Lehrte".

Im Lauf der nächsten Jahre gab es zunächst kaum weiteren Kontakt mit Lehrte. Erst ab 1972 (da kristallisierte sich das Hobby Eisenbahn bei mir stärker heraus und mir stand ein Fotoapparat zur Verfügung) ergaben sich nicht nur sonntägliche Spaziergänge an die knapp zehn Minuten entfernte Nord-Süd-Strecke, ab und an machten mein Vater und ich sonntags kleine Ausflüge zum Bw Lehrte. Hier standen wir an der - damals noch nicht so bebüschten - Westseite und beobachteten die Behandlung von 44ern und 50ern. Ein paar wenige und nicht unbedingt pralle Fotos entstanden und ehe ich mich versah, war das Jahr 1976 erreicht und in Lehrte endete die Dampflokunterhaltung. Der alte Wasserturm wurde abgerissen, die Drehscheibe ausgebaut und das Bedauern, nicht öfter nach Lehrte gefahren zu sein, kam zu spät....

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Die wenigen eigenen - verwertbaren - Aufnahmen aus Lehrte entstanden Anfang der 70er Jahre mit der Kamera meines Vaters. Auf der westlichen Seite des Betriebs- werks waren die Behandlungsanlagen (Entschlackung) mit einer Bretterwand als Sicht-/Rauchschutz der angrenzenden Wohnhäuser versehen. Während heute hohe Büsche einen natürlichen Sperre zu der im Vordergrund vorbeiführenden Umfahrung Hannover - Burgdorf - Celle (- Hamburg) darstellen, konnte man zu Zeiten des Dampfbetriebs herrlich die leise vor sich hin- schmauchenden Loks beobachten.

Die Aufnahmen links zeigen (von oben nach unten) die Ottbergener 044 492, die Lehrter 052 574 und den Tender der 044 492 vor einer 50er. Unten zu sehen ist noch einmal 052 574 auf Rangierfahrt; beachtlich dabei auch die abgestellten 110er.

052 574 Lehrte Bwthm

Mit Gründung der eigenen Familie kam ich ortsmäßig etwas näher an Lehrte heran. So führten die Wege nach Feierabend mit dem Fotoapparat öfter dort zum Bahnhof, zumal aufgrund der dort noch vereinten Strecken sowohl nach Wolfsburg, als auch nach Braunschweig eigentlich immer genug los war in Sachen Güter- und Personenzüge. Aufgrund der noch aus früheren Zeiten relativ lang dimensionierten Bahnsteigen, die damals auch deutlich niedriger als zu heutigen S-Bahn-Zeiten waren, ließen sich Fotos eigentlich überall realisieren. Besonders interessant war Lehrte nach der Wende, als die steigende Zugzahl u.a. zwischen Hannover und Helmstedt (Personenzüge) und Oebisfelde (Güterverkehr) abgewickelt wurde. Baureihen wie die 143, die 219 oder 228 und 232/234 kamen vor die Linse. Inzwischen hat Lehrte ziemlich von seinem Charme verloren: hohe Bahnsteige, die dazu auch noch verkürzt wurden,

Mitte der 90er Jahre führte mich mein Weg öfter auch in die Innenstadt von Hannover, wo ein Freund von mir arbeitete. Auf dem Weg dorthin passierte ich die Schaufenster eines Antiquariats, in dem eines Tages vermehrt Eisenbahnbücher (die alten Baureihenbücher des EK und anderes) auftauchten. Ein nicht geringer Teil dieser Bücher wurden erworben und so kam ich ins Gespräch mit den Ladeninhabern. Dabei stellte sich heraus, dass neben den Büchern auch eine Modellbahn, Lokschilder und Fotos in den Besitz des Ladens gekommen waren. Und ob ich als Eisenbahninteressierter nicht ein paar Ratschläge zum Veräußern der Artikel hätte (über den Verkaufspreis hatte man leider schon ziemlich konkrete Vorstellungen). Modellbahn und Schilder interessierten mich weniger, aber die Fotos: ab Anfang der 70er Jahre und vieles aus dem Bereich Lehrte. Und als ich mitbekam, dass zu den Fotos auch die Negative gehörten, blätterte ich letztlich die Märker (das waren die Vorgänger der Euronen...) auf den Tisch und bekam quasi Erinnerung an die Lehrter Dampflokzeit pur.

Nach Auswertung der Negativordner und dem späteren Aufbau einer eigenen Homepage kristallisierte sich dann die Idee heraus, auch den Eisenbahnknoten Lehrte zu behandeln. Meine fixe Idee (nach Besuch des Lehrter Stadtarchivs), ein Buch darüber zu schreiben, wird wohl "fix" bleiben - Beruf, Familie und Haus lassen das Ganze als eher unwahrscheinlich erscheinen. Aber wie heißt es schon in einem James Bond? ‘Never say never again’... Und vielleicht ist mit dieser Site ja der doch erste Schritt gemacht.....

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Zwei Aufnahmen aus fast derselben Perspektive: Links rollt 044 095 aus Osten kommend durch Gleis 13 des Lehrter Bahnhofs, 31 Jahre später ist es 182 014 die über Gleis 13 rollt.

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